Datum: |
21.09.2018 |
Position: |
70° 28.7’ N / 028° 08.8’ W |
Wind: |
0 |
Wetter: |
bewölkt |
Lufttemperatur: |
+1 |
Wie jeden Morgen wurden wir von Beaus sanfter Stimme aufgeweckt. Über Nacht haben wir den Fønfjord im südlichen Teil des Scoresby Sund durchquert. Das Wetter war einmalig; glasklare Sicht, kein Wind und im Fjord spiegelten sich die schroffen Bergspitzen. Während wir das Frühstück ge-nossen, fuhren wir nach Norden in Richtung des Rødefjords – des roten Fjords.
Unsere morgendliche Anlandestelle, die Røde Ø (‘Rote Insel’), erstrahlte im Licht der ersten Son-nenstrahlen in einem wahren Prachtkleid. Für diesen Morgen wurden wir in zwei Gruppen einge-teilt: je eine Gruppe erkundete die Insel zu Fuss, während die Andere mit den Zodiacs die gewalti-gen Eisberge anpeilte, die hier im seichten Wasser auf dem Meeresboden aufsitzen. Neben dem markanten roten Sandstein ist die Røde Ø dafür bekannt, dass sie in den Rødefjord hineinragt und diesen Eisbergen ein perfektes Hindernis bietet. So ist der enge Kanal zwischen der Insel und dem Milne-Land voller riesiger Eisberge von den nahegelegenen Gletschern Rolige Bræ und Vestfjord Bræ, die hier dahinschmelzen. Einer der Eisberge fiel uns besonders ins Auge, weil er aus glaskla-rem Eis bestand und eine sagenhafte Form hatte.
An Land fiel uns der rote Sand auf, welcher auch namensgebend für die Insel ist. Die rote Färbung entstammt einem Material namens Hämatit, einer Eisenverbindung, die unter tropischen Bedin-gungen entsteht. Vor etwa 300 Millionen Jahren war Grönland nämlich am Äquator zu finden, und diese Landschaftsformen zeugen noch heute von der bewegten Geschichte der Insel.
Von der Spitze der Røde Ø hatten wir wieder eine beeindruckende Aussicht auf all die herum-schwimmenden Eisberg-Giganten – diesmal aus der Vogelperspektive. Von hier oben sahen wir auch den türkisen Schimmer um die Eisberge herum, der die fast 90% der Eisberge unter Wasser erahnen liess. Nachdem wir die Aussicht eine gute Stunde lang genießen konnten, wurden wir zu-rück zum roten Strand gebeten, wo unsere Zodiac-Taxis uns erwarteten.
Nachdem wir ein paar eindrucksvolle Stunden im Rødefjord verbracht hatten, machten wir uns auf dem Weg zurück zur Plancius, wo ein Mittags-Buffet bereits auf uns wartete. Am Nachmittag setz-ten wir Kurs Richtung Norden zum Harefjord. Während Kapitän Alexey die Plancius gekonnt durch das dichte Eis des Rødefjord manövrierte, konnten wir die Eisberge und ihre endlose Farb- und Formvielfalt vom Außendeck oder der Lounge bestaunen. Am späten Nachmittag kamen wir im Harefjord an und gingen am nördlichen Ende des Fjords vor Anker. Mit den Zodiacs ging es wieder an Land, diesmal an einen langen Sandstrand und in die Tundra. Hier konnten wir in dem Umkreis, den unsere Guides absicherten, selbständig die Gegend erkunden und nach Moschusochsen Aus-schau halten. Wir hatten wieder Glück mit dem Wetter, der Fjord war vollkommen windstill und geflutet von warmen Sonnenstrahlen. Viele von uns wanderten den Berg hoch bis zu einem Aus-sichtspunkt, von dem wir ein paar Moschusochsen in der Ferne beobachten konnten. Da diese Tiere hier gejagt werden, sind sie sehr scheu und halten sich von Menschen fern.
Im Fjord war ausser uns noch die Rembrandt van Rijn vor Anker, ein weiteres Oceanwide-Schiff. Dessen Essensvorräte waren nach mehr als einem Monat Aufenthalt im Scoresby Sund fast leer, und die Plancius hievte mit ihrem Kran Proviant auf das Segelschiff hinüber.
Nach unserer Anlandung ging es weiter in Richtung Øfjord, einem schmalen, von steilen, fast 2 Ki-lometer hohen Granit-Wänden umgebenen Fjord. Das Wasser hier ist 1.600 Meter tief, was diese Gegend zu einer der steilsten der Welt macht.
Am Abend hatte Zsuzsanna eine besondere Überraschung für uns; ein arktisches Barbecue auf dem hinteren Deck. Die Biertischgarnituren waren aufgestellt und die Kohle im Grill glühte. Alles war bereit, um die ersten Würstchen und Steaks zu grillen. Das Diskolicht, Musik und der Glühwein tru-gen dazu bei, dass eine sehr entspannte Atmosphäre entstand.
In dieser Gegend Ostgrönlands geht die Sonne direkt über dem Inlandeis unter, und die Reflektio-nen des Lichtes brachten die Wolken zum glühen: der Himmel erstrahlte in rot und orange. Doch irgendwann ist auch die beste Party vorbei und es war Zeit, die Nachtruhe einzuläuten. Diese sollte aber nicht lange andauern, da wir um 23:30 Uhr von einer Ansage Beaus geweckt wurden: die Nordlichter waren am Himmel zu sehen! Jetzt war es an der Zeit, dass der Himmel für uns tanzte. Grün, lila, sogar weiss – alle Farben waren dabei und ihr Wechselspiel war einfach magisch. Man hörte nur noch das Klicken der Fotoapparate, um möglichst viele Eindrücke für sich selber aber auch für die Verwandten zu Hause festzuhalten. Nach etwa einer Stunde verblassten die Lichter wieder und wir fielen – erneut – ins Bett.