Datum: |
24.01.2019 |
Position: |
64°50.4’ S / 062°32.6’ W |
Wind: |
E 6 |
Wetter: |
bedeckt |
Lufttemperatur: |
+1 |
Windiges Wetter erwartete uns am Morgen, als Plancius sich ihren Weg in Richtung Neko Harbour bahnte. Slalom um Eisberge war angesagt, und nach dem Frühstück machten wir uns bereit für unseren Landgang. Der bedeckte Himmel brachte die Blautöne im Eis um uns herum ganz besonders zum Leuchten und ließ die riesige Gletscherfront von Neko noch beeindruckender wirken. Die Landung am steinigen Strand war diesmal nicht ganz einfach, aber mit Hilfe der Guides und einiger Trittsteine gelang uns der Landgang. Im Schnee wanderten wir dann zur Eselspinguin-Kolonie, die mit eingekuschelten Küken, Meinungsverschiedenheiten zwischen Erwachsenen, regem Verkehr auf den Pinguin-Highways und dem fantastischen Hintergrund eine Fülle an Motiven und endlose Unterhaltung bot.
Wahrscheinlich war die beste Methode, sich einfach irgendwo niederzulassen und dem Treiben zuzusehen, aber natürlich wollten wir die gesamte Runde zur unteren und zur oberen Kolonie erkunden, und so entwickelte sich auch auf unserem Highway ein reger Austausch. Leider nahm der Wind im Laufe unseres Landgangs immer weiter zu, sodass der Rückweg zur Plancius keine ganz trockene Angelegenheit war, aber wir alle schafften es noch rechtzeitig zurück an Bord, ehe er wirklich auffrischte.
Die windigen Bedingungen blieben uns auf unserem Weg in Richtung Nachmittagsziel erhalten und lange Zeit war nicht sicher, ob wir überhaupt würden etwas unternehmen können. Als wir vor Port Lockroy ankamen, fegten die Windböen mit mehr als 35 kn Geschwindigkeit durch die Bucht. Nichtsdestotrotz holte das Expeditionsteam Kirstie vom Port-Lockroy-Team an Bord, und wir erfuhren aus erster Hand, wie es sich in der Station mitsamt Museum, Shop und Pinguin-Postbüro lebt. In der Zwischenzeit hatte sich das Wetter so weit stabilisiert, dass wir zumindest einen Versuch wagen wollten, Port Lockroy zu besuchen – unter Verzicht auf die ursprünglich geplante parallele Landung bei den Pinguinen von Jougla Point. Katja ermahnte uns, wirklich gründlich zu überlegen, ob wir eine mutmaßlich nasse Schlauchbootfahrt auf uns nehmen wollten – die meisten von uns wollten. Einige waren sogar komplett begeistert vom Expeditions-Element, das sich nach dem sensationell kooperativen Wetter der vergangenen Tage heute in unsere Landungen schlich!
Und so traf Zodiac um Zodiac in Port Lockroy ein, leicht wasserbetropft, aber oft spontan begeistert schon von den ersten Metern zum legendären dunklen Haus mit den rot-weißen Fensterläden: Wo sonst in der Antarktis kann man Eselspinguinen so nahe kommen wie hier – und das völlig im Einklang mit den örtlichen Regeln? Mitunter fühlte man sich regelrecht umzingelt von den kleinen Frackträgern und erlag ihrem Charme umgehend. Diejenigen, die nicht mit Fotografieren beschäftigt waren, erkundeten das Museum oder suchten Souvenirs für ihre Lieben daheim aus. Nach rund einer Stunde war die zweite Gruppe dran, sie war genauso begeistert wie die erste, und inzwischen zeigte sich dank des unablässig wehenden Windes vereinzelt blauer Himmel über der Station. Bepackt mit Geschenken und mit gut gefüllten Speicherkarten machten sich die Port-Lockroy-Besucher auf den Rückweg zur Plancius.
Eine heiße Dusche oder ein Heißgetränk kamen gerade recht vor dem Abendessen, um sich wieder aufzuwärmen. Währenddessen strebte das Schiff nach Süden – Katja hatte angekündigt, dass wir einen Blick in den berühmten Lemaire-Kanal werfen würden, auch wenn dieser wegen ungeahnter Eismengen vermutlich nicht passierbar wäre. Gesagt, getan – nach dem Dinner schnappten wir uns die warmen Jacken und die Kameras und bevölkerten die Außendecks, während Plancius in die landschaftlich großartige Engstelle zwischen Booth Island und der Antarktischen Halbinsel einfuhr. Vorsichtig manövrierte Kapitän Artur Iakovlev das Schiff um die Eisberge herum, während wir die himmelhohen Felsmauern zu beiden Seiten bestaunten, von denen Gletscher herabhingen, die aussahen, als wollten sie jeden Moment der Schwerkraft nachgeben. Krabbenfresserrobben lagen auf den flachen Eisschollen, und die komplett weißen Schneesturmvögel umtanzten die Plancius. Goldenes Abendlicht lag auf dem Wasser, und als die Eismassen zu dicht wurden, um hindurch- oder vorbei-zufahren, wichen wir in Deloncle Bay aus und drehten um. Ein wunderbarer Abend neigte sich seinem Ende zu, und was vor Stunden noch nach einem möglichen Stimmungskiller aus-gesehen hatte, entpuppte sich als echter Expeditions-nachmittag mit Happy End!