Datum: |
17.11.2017 |
Position: |
54°05’ S / 036°04’ W |
Wind: |
SW 6/7 |
Wetter: |
Klar |
Lufttemperatur: |
+5 |
Wir ankerten in Fortuna Bay und hatten eine sehr ruhige Nacht. Um 6:15 gab es allerdings den ersten Weckruf, dieser war für die Wanderer, die die letzten 5.5 km von Shakletons 36-stündiger Traverse durch Südgeorgien an Angriff nehmen wollte. Shackleton, Crean und Worsely begaben sich 1916 auf diesen unglaublichen Marsch, um in der Wahlfangstation von Stromness Hilfe für ihre auf Elephant Island gestrandeten Kameraden zu suchen.
Zwischen Tussockgrasbüscheln und mürrischen Pelzrobben kletterten wir vom Strand auf einen Bergrücken. Von hier aus konnten wir auf Fortuna Bay und eine Miniatur-Plancius hinunter schauen. Zu unserer Linken hüllten sich die Peaks der Allardyce Range in Wolken, gegenüber erhob sich Trident Ridge, die Shackleton überqueren musste. Während wir Alis Erzählungen lauschten, stieg unsere Achtung für Shackleton, hatten sie doch kaum Ausrüstung, gerade mal ein Hanfseil und eine Zimmermannsaxt, um diese schroffen Berge zu überqueren.
Bald stiegen wir über loses Geröll zum 300m hoch gelegenen Pass empor. Nicht jedoch ohne eine kurze Pause am Crean Lake einzulegen. Je höher wir kamen, desto mehr pfiff der Wind. Glücklicherweise hatten wir ihn in unserem Rücken. Vom Pass hatten wir einen guten Blick auf die Wahlfangstation in Stromness mit ihren alten Gebäuden und rostigen Ölspeichern. Inzwischen war auch die Plancius in Stromness Bay angekommen und aus der Entfernung konnten wir die Lautsprecherdurchsagen vom Schiff hören, die die auf dem Schiffgebliebenen zum Landgang in Stromness aufriefen.
Wir machten uns auf den steilen Weg nach unten, wobei ein kleineres Schneefeld gequert werden musste. Am Shackleton-Wasserfall legten wir eine weitere Pause ein, für manche eine Gelegenheit daraus zu trinken. Gemütlich wanderten wir am Fluss entlang zum Strand, wo uns Königspinguine, Pelzrobben und See-Elefanten erwarteten. Direkt an der Landestelle war ein nur wenige Tage altes Pelzrobbenbaby zu bestaunen, das noch unkoordiniert war und immer wieder umfiel. Was für ein Morgen, mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.
Während des Mittagessens fuhren wir in die Cumberland Bay nach Grytviken. Während ganz offiziell unsere Pässe gestemplet wurden, hörten wir einen Vortrag von Sarah Lurcock vom South Georgia Heritage Trust über die erfolgreiche Ausrottung der Ratten in Südgeorgien.
Endlich an Land gingen wir zuerst zum Friedhof, wo Ernest Shackleton und Frank Wild begraben liegen. Shackleton starb 1922 in Grytviken auf seiner letzten Expedition und wurde auf Wunsch seiner Frau auch dort beigesetzt. Ali sprach einen Toast auf den „Boss“ aus und wir stieβen mit Whisky auf ihn an.
Danach erkundeten wir Grytviken auf eigene Faust oder mit einer Führung, die uns die Zeit des Walfangs näher brachte, übersetzt von Katja. Der Besuch der Kirche, des Postamtes , des Museeums und Souvenirladens standen bei vielen auf dem Programm. Ausserdem konnten wir eine Nachbildung der James Caird, des Rettungsbootes, das Shackleton mit 5 Kollegen von Elephant Island nach Südgeorgien segelte, anschauen. Die vielen See-Elefantenbabys mit ihren runden Kulleraugen waren aber der unbestrittene Höhepunkt des Besuches. „Süss“ war immer wieder zu hören.
Während unseres Besuches schlug das Wetter um, Wolken zogen auf und es kühlte merklich ab. Nichtsdestrotz genossen wir das Grillen auf dem Achterdeck mit Steaks, Rippchen und Bratwürsten. Ein Nachtischbuffet war das Tüpfelchen auf dem „i“. Als es dunkler wurde belebte sich die Tanzfläche und irgendwie war es surreal aber auch sehr schön umgeben von den Bergen Südgeorgiens abzurocken.
“For scientific discovery give me Scott; for speed and efficiency of travel give me Amundsen; but when disaster strikes and all hope is gone, get down on your knees and pray for Shackleton.” Sir Raymond Priestly, Antarctic Explorer and Geologist.