PLA08-18, logbuch, Spitzbergen Eisbären Spezial

by Oceanwide Expeditions

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Logbuch

Tag 1: Embarkation – Longyearbyen

Embarkation – Longyearbyen
Datum: 29.06.2018
Position: 078°14’N / 015°35’E
Wind: SO 3
Wetter: Bedeckt
Lufttemperatur: +7

Am frühen Nachtmittag landete unser Flieger in Longyearbyen, der Hauptstadt von Spitzbergen. Am Flugplatz wurden wir bereits erwartet. Ein freundlicher Guide zeigte uns den richtigen Bus und teilte uns mit, dass unser Gepäck aufs Schiff gebracht werden wird. Der Bus brachte uns in die Stadt. Manche sind ins Museum gegangen, andere haben sich einen Kaffee und etwas zum Essen geholt, wieder andere waren auf der Jagd nach Souvenirs oder einer warmen Mütze. Um 16 Uhr sollten wir wieder im Hafen sein, weil das Schiff für uns bereit sein würde, aber im Hafen angekommen lag HANSEATIC am Pier und PLANCIUS war nicht zu sehen. Dann wurde uns klar, dass PLANCIUS weiter draußen vor Anker lag und wir gleich die erste Zodiac Fahrt machen konnten. Schliesslich hatten wir eine Erlebnisreise gebucht. Wir bekamen gezeigt, wie man eine Schwimmweste anlegt. Ausgestattet mit der Schwimmweste, durften wir ins Zodiac einsteigen und wurden zum Schiff gefahren. Dort gab uns der Hotelmanager die Kabinennummer und unseren Schlüssel. Nachdem alle an Bord waren, wurden wir in die Observation Lounge gebeten für einen Vortrag über die Sicherheit an Bord. Anschließend führten wir eine ‘Abandon Ship‘-Übung durch. Als das alles erledigt war, begann der fröhliche Teil des Abends: Kapitäns Cocktail! Das Expeditions-Team stellte sich vor. Nun wussten wir, dass Beau unser Expeditionsleiter sein wird, welche Guides zum Beispiel Deutsch sprechen. Dann stellte sich der Kapitän vor, ein großer, freundlicher Russe, der schon über 25 Jahre Erfahrung hat in der Arktis. Er erzählte ein persönliche Geschichte, und wir tranken gemeinsam auf eine gute Fahrt. Nach noch einigen weiteren Informationen wurde wir eingeladen ins Restaurant, wo das Essen uns gut schmeckte. Nach dem Essen war der Blick nach draußen immer noch schön, und war es schwierig ins Bett zu gehen. Manche schafften es sogar die Mitternachtsonne zu sehen...

Tag 2: Raudfjorden

Raudfjorden
Datum: 30.06.2018
Position: 079°49’N / 010°27’E
Wind: NW 3
Wetter: Bedeckt
Lufttemperatur: +3

Heute hat unser Polarabenteuer endlich richtig begonnen. Früh am Morgen, um 7.00 Uhr hat uns die freundliche Stimme Beaus, unseres Expeditionsleiters, geweckt und auf den ersten Tag abseits jeder Zivilisation eingestimmt. Noch zeigte sich der Himmel grau und PLANCIUS fuhr auf leichter Dünung in den Raudfjorden ein, im nordwestlichen Bereich der Insel Spitzbergen. Spitzbergen, der größten Insel des Svalbard Archipels. Bevor aber die erste Ausfahrt mit den Zodiacs stattfinden konnte, galt es noch ein Pflichtprogramm zu absolvieren. Wir mussten lernen, welche Regeln bei Landgängen zu beachten sind, um die empfindliche Natur nicht zu beeinträchtigen und wie man sich bei Zodiac-Fahrten richtig verhält. Auf alle Theorie folgte dann endlich die Praxis und wir bestiegen über die Gangway das erste Mal die Zodiacs, die von unseren Guides gesteuert wurden. Ursprünglich wollten wir in der Hamiltonbukta den Gletscher und die Vogelfelsen näher betrachten, aber eine zu hohe Dünung lies das ausborden vor dieser Bucht leider nicht zu. Dank unseres fantastischen Kapitäns fanden wir jedoch nur wenig später eine etwas geschütztere Stelle, wo wir gefahrlos in die kleinen schwarzen Gummiboote wechseln und erstmalig einen Tidengletscher aus nächster Nähe erleben konnten. Nicht nur Petrus verwöhnte uns bei diesem Ausflug – die Sonne schien von strahlend blauem Himmel und die Temperaturen waren mild – auch der Gletscher selbst zeigte sich von seiner atemberaubenden Seite. So konnten wir das Kalben, den Abbruch großer Eisbrocken aus der Gletscherfront beobachten. Die Nähe und die Winzigkeit unserer Boote im Verhältnis zur Gletscherfront ließ uns demütig werden vor dem Anblick dieser grandiosen Natur. Gleich nach unserem Ausflug wartete schon eine heiße Schokolade mit Schuss und ein leckeres Mittagessen auf uns, um die nötige Stärkung für unsere nachmittägliche Landung in Alicehamna zu bekommen. Denn nun sollten wir unsere am Morgen ausgeliehenen Muck Boots testen und auf Schusters Rappen eine kleine Wanderung in der arktischen Weite unternehmen. Es wurden verschiedene Touren unterschiedlicher Länge angeboten. Über federnden Permafrostboden und steinigen Untergrund konnten zwei unterschiedliche Anhöhen erwandert werden, von denen sich ein fantastischer Blick über den Fjord mit seinen majestätischen Bergen und Gletschern bot. Ganz klein wirkte von dort oben unser Schiff, das unweit der Landestelle vor Anker lag. Sah die Landschaft von Ferne noch ganz unwirtlich und vegetationslos aus, so erstaunten uns auf der Wanderung unzählige kleine Pflänzchen, vielfach mit wunderhübschen kleinen Blüten. Unterwegs erzählten unsere Guides von der Raudfjordhytta, einer Trapperhütte am Strand, gleich neben unserer Landestelle, einem Walfängergrab, an dem wir vorbeikamen oder einigen Besonderheiten im Leben der Vögel. Besonders Interessant war auch die Geologie des Fjordes, dessen beide Seiten ganz unterschiedliche Gesteine aufweisen, weil sich der Fjord auf einer tektonischen Verwerfungslinie befindet. Sein Name – übersetzt „Rotfjord“ – leitet sich von der östlichen Seite ab, die von rotem Sandstein (Old Red) aus dem Devon geprägt ist. Voll von unseren ersten Eindrücken ging es bei immer noch strahlendem Sonnenschein zurück an Bord. Vor dem Abendessen hatten wir bei einem Recap Gelegenheit den Tag gedanklich noch einmal zu erleben, bevor uns Beau den Plan für den morgigen Tag vorstellte und Laurence unser Kenntnisse über Gletscher in einem wunderbaren Kurzvortrag vertiefte. Im Bordrestaurant, in der Launch oder auf den Außendecks konnten wir den Tag ganz individuell ausklingen lassen und erwarten gespannt was der morgige Tag uns an neuen Eindrücken und vielleicht auch Tierbeobachtungen bringen wird.

Tag 3: Bockfjorden und Monacobreen

Bockfjorden und Monacobreen
Datum: 01.07.2018
Position: 79°32’N / 013°35’E
Wind: W 4
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +2

Über Nacht war PLANCIUS weiter nach Osten gefahren und wir befanden uns am Morgen im Eingangsbereich des Woodfjord. Auf der Steuerbordseite dehnte sich die weite Ebene der Reindyrflya aus und wer genau hinschaute konnte durchs Fernglas Rentiere grasen sehen. Nach dem Frühstück gingen wir im Bockfjord an Land. Hier finden sich die einzigen Hinweise auf vulkanische Aktivität in Spitzbergen. Die Vulkanruine des Sverrefjellet war im Landesinneren zu sehen, aber unser Ziel waren Jotunkjeldene, die warmen Quellen der Riesen (Jotuns sind Riesen in der nordischen Mythologie), geheizt durch - wenn auch schwache - geothermale Energie. Schon von weitem waren die gelblichen Sinterterrassen zu sehen. Über steiniges Gelände kämpfen wir uns zu den Quellen vor. Unterwegs konnten wir eine reichhaltige Pflanzenwelt bestaunen, hier blühten Silberwurz, vierkantiges Heidekraut, Felsenblümchen, Rasensteinbrech und stengelloses Leimkraut. Von den Quellen erklommen die verschiedenen Wandergruppen den Berg. Die schnellen Wanderer erreichten sogar den Gipfel. Ungeachtet der Höhe hatten alle eine wunderbare Aussicht auf den Fjord. Auffallend waren vor allem die pyramidenförmigen Berge des östlichen Ufers, die aus rotem devonischen Sandstein bestanden. Während des Mittagessen fuhren wir vom Bockfjord in den Liefdefjord, der wahrscheinlich nach dem Schiff Liefde, Liebe benannt ist. Unser Ziel war der majestätische Monacobreen ganz am Ende des Fjords. Die Gletscherfront ist über 3 km lang und die Eisklippen an manchen Stellen bis zu 40 m hoch. Neben dem Gletscher selbst waren blauen Eisbergen in fantastischen Formen und mehrere Bartrobben auf Eisschollen die Hauptattraktion. Mit ihren kleinen Köpfen auf den massiven Körpern und den buschigen Schnauzbärten sehen sie wie freundliche alte Männer aus. Geduldig ließen sie die Prozession der Zodiacs an sich vorüberziehen. Eine Bartrobbe konnten wir beobachten als sie versuchte sich auf eine Eisscholle heraufzuziehen. Am westlichen Ende des Gletschers trafen wir auf eine Ansammlung von Dreizehenmöwen, die sich dekorativ auf einer Eisscholle niedergelassen hatten. Außerdem sahen wir wie eine Schmarotzerraubmöwe, den Dreizehenmöwen in der Luft das Futter abjagte. Nach der Zodiac Ausfahrt wurden wir an der Gangway mit heißer Schokolade begrüßt. Von dort aus ging es zur Happy Hour in die Bar und zum Recap, wo Beau erklärte wie unterschiedlich die Meereisbedeckung rund um Spitzbergen von Jahr zu Jahr sein kann. Katja zeigte Bilder des zugefrorenen Bockfjords im Winter, Tom erklärte den Ursprung der geothermalen Energie für die warmen Quellen und Adam hatte interessante Informationen über die Bartrobben. Später am Abend gab es einen weiteren Höhepunkt, Wale waren gesichtet worden und der Kapitän manövrierte das Schiff geschickt, so dass wir sie gut sehen konnten. Es handelte sich um Finnwale. Wahrscheinlich waren sie mit Fressen beschäftigt als wir auf sie stießen. Wir beobachteten sie eine Weile und fuhren dann weiter mit Kurs auf die Hinlopen Strasse und unserem Ziel für den nächsten Tag.

Tag 4: Bjørnsundet und Bråsvellbreen

Bjørnsundet und Bråsvellbreen
Datum: 02.07.2018
Position: 079°06’N / 019°59’E
Wind: NW 3
Wetter: Bedeckt
Lufttemperatur: +4

Über Nacht war PLANCIUS weiter ostwärts gefahren. Wir wachten auf in Bjornsundet und hatten die Hoffnung das der Sund seinem Name Ehre macht. Ab 5.30 Uhr war Expeditionsleiter Beau schon auf der Brücke und hielt Ausschau. Etwas später kam auch Ben dazu und es dauerte nicht lange bis er einen Bären sichtete. Nach dem Frühstück ging es in die Zodiacs, um dichter heranzukommen. Zwei Bären waren schon gesichtet, aber vom Zodiac aus sahen wir noch einen, und sogar dichter am Strand. Also zuerst dahin, aber als wir näher kamen, war es dann doch ein Stein. Die Bären auf dem Eis waren keine Steine, aber recht weit weg, dafür eine Mutter mit Kind, also doch schon drei Stück. Ein vierter war an der Gletscherkante, aber nur schwer zu sehen. Mutter und Kind waren aufgestanden und die Mutter hatte eine Robbe im Auge. Also blieb der Kleine zurück, weil Mutti auf der Jagd war. Es klappte nicht, die Robbe verschwand durch ihr Atemloch im Eis. Wir beobachten die beiden weiter und plötzlich sahen wir noch einen Bären und etwas später kamen noch zwei Jungtiere dazu. Was für ein Glück, 7 Bären an nur einem Morgen! Und nicht nur Bären, auch eine Elfenbeinmöwe flog ganz nah vorbei! Aufgeregt erschienen wir am Tisch. Nach dem Mittagessen machte der Hotelmanager den Souvenirladen auf und wir konnten etwas kaufen, um eine Erinnerung mit nach Hause zu nehmen. Um halb drei hielt Katja einen Vortrag über Eisbären und es war sehr interessant zu hören, dass Eisbärenkinder 2 Jahre bei der Mutti bleiben und dass Eisbären immer noch bedroht werden durch die Jagd. Nach dem Vortrag stellte das Hotelteam Muffins bereit und nicht nur das ... Während wir Kaffee und Kuchen genossen, schwammen Walrosse am Schiff vorbei. Auch die Aussicht war fantastisch, weil wir auf die riesige Eiswand des Bråsvellbreen schauten. Bråsvellbreen ist ein Teil von der Austfonna-Eiskappe, welche einen Eiskante von 200 km hat. Das Wetter war so schön, dass Beau entschied einen Zodiac-Cruise zu machen, damit wir die Wasserfälle an der Gletscherfront besser anschauen konnten. Der Tag war super, und gerade wenn man denkt, dass es nicht besser werden kann, wird es noch getoppt. Heute mit einem BBQ auf dem Hinterdeck. Das Essen war lecker, das Wetter war super schön und viele tanzten Macarena…

Tag 5: Palanderbukta und Alkefjellet

Palanderbukta und Alkefjellet
Datum: 03.07.2018
Position: 079°34’N / 020°53’E
Wind: NW 3/4
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +5

Heute war eine weiterer Morgen zum „Ausschlafen“, um 7.45 Uhr weckte uns Beaus freundliche Stimme und der Blick aus dem Bullauge ließ uns erwartungsvoll auf einen weiteren Tag mit strahlendem Sonnenschein blicken. Gut gelaunt gingen wir zum Frühstücksbuffet und hatten kaum unsere Teller mit allen Leckereien beladen, hörten wir schon wieder Beau über die Bordlautsprecher, diesmal mit der Nachricht, dass direkt vor dem Schiff ein Eisbär auf dem Seeeis gesichtet wurde. Kaffeetassen und Teller blieben unangerührt auf den Tischen stehen und wir liefen, um Jacke und Kamera zu holen. Tatsächlich war in einiger Entfernung ein stattlicher Meister Petz auf dem Eis unterwegs. Unser Kapitän brachte die PLANCIUS soweit es möglich war ins Eis hinein, dann lagen wir still und warteten. Der Eisbär nahm Witterung in unsere Richtung auf, ging ein paar Schritte und setzte sich dann, ganz offensichtlich zum Nachdenken, aufs Eis. Erneut überlegte er, was mit dem merkwürdigen Geruch anzufangen sei. Leider schienen wir ihn nicht weiter zu beeindrucken, denn er erhob sich und trottete ein Stück on die entgegengesetzte Richtung. Zum Glück gibt es Ferngläser, so konnten wir dennoch beobachten wie er sich genüsslich auf dem Eis wälzte und sich den Rücken schubberte. Wir verfolgten seinen Weg und plötzlich waren da noch zwei weitere Eisbären, eine Mutter mit ihrem Jungen. Als er sich ihnen näherte, nahmen Mutter und Kind schelle Reißaus, denn mit einem hungrigen Eisbärenmännchen ist im Zweifelsfall nicht zu spaßen. Der Kleine richtete sich immer wieder auf seine Hinterbeine auf, vielleicht, um zu zeigen, dass er doch so klein eigentlich gar nicht mehr ist ... Zwischendurch schweifte unser Blick auch über die traumhafte Kulisse. Seeeis, das in der Sonne nur so funkelte, die ockergelben Berge der Palanderbukta (benannt nach einem schwedischen Marineoffizier, der eine Expedition hierher unternommen hatte) und ein riesiger Gletscher vor dem zwei Walrosse auf dem Eis lagen. Und als wäre es nicht genug, tauchte noch eine zweite Eisbärin mit zwei Jungen auf. Sechs Eisbären auf engstem Raum bei traumhaftem Wetter, was machte es da schon, dass sie nicht ganz so nah gekommen waren, wie wir uns das erhofft hatten. Wir hatten sie in ihrer natürlichen Umgebung beobachten dürfen und die Distanz gab uns das Gefühl für die unendliche Weite des Eises in dem sie zu Hause sind. DJ, unser Hotelchef, hatte das Frühstück freundlicherweise verlängert, so dass wir gut gestärkt nur kurze Zeit später zu einem kleinen Ausflug in die Polarwüste starten konnten. Wir machten eine Anlandung in der Palanderbukta. Der Weg führte uns um einen Strandsee und mehrere Strandwälle, die Zeugen der noch immer voranschreitenden Landhebung sind, auf einen Hügel, von dem man einen herrlichen Blick in einen kleinen Canyon hatte. Hier lag noch ordentlich Schnee und ein Schmelzwasserfluss mäandrierte hindurch. Wir suchten nach Fossilien und staunten über Steinbrech und andere Pflänzchen, die es doch tatsächlich schafften in dieser unwirtlichen Gegend zu überleben. Offensichtlich reicht das wenige Grün sogar aus um Rentiere zu ernähren, denn zumindest zwei zogen in einiger Entfernung friedlich äsend dahin. Fast zurück am Strand kreuzte auch noch ein Polarfuchs unseren Weg. Was für ein erlebnisreicher Vormittag! Wer nun glaubte einfach ein wenig faulenzen zu können, der täuschte sich. Nach dem Lunch war unsere Borduniversität im Gange und Laurence hielt einen Vortrag über Gletscher, den wir natürlich nicht verpassen wollten. Danach mussten wir uns schon wieder für eine Fahrt mit den Zodiacs warm einpacken. Aber nicht nur das, diesmal galt es auch sich vor Vogelkot zu schützen, denn wir besuchten die zweitgrößte Dickschnabellummen-Kolonie von Spitzbergen. 60.000 Brutpaare sitzen an den Basaltfelsen des Alkefjellet, den Bauch zur Wand und den Rücken dem Betrachter zugewendet, um ihr jeweiliges Ei zu bebrüten. Wer gerade nicht mit dem Brutgeschäft zu tun hatte schwirrte durch die Luft oder schwamm auf dem Wasser, um nach Fischchen zu tauchen. Es war ein ewiges Kommen und Gehen. Dazwischen Eismöwen, die nach einer geeigneten Mahlzeit Ausschau hielten. Sie fressen schwache Tiere, Eier und Jungvögel gleichermaßen gern und sind daher in der Vogelkolonie keine gern gesehenen Gäste. In den oberen Etagen waren auch einige nistende Dreizehenmöwen zu sehen, die im Gegensatz zu den Lummen Nester gebaut hatten. Selbst zwei Weißwangengänse hatten sich ins Reich der Dickschnabellummen verirrt. Zurück an Bord informierte uns Beau über die geplante Anlandung für morgen Vormittag und Adam und Anke erzählten noch ein wenig zu den Lummen und Polarfüchsen. Aber auch danach war der Tag noch nicht zu Ende, denn nach dem Abendessen hielt Adam noch einen spannenden Geschichtsvortrag über Benjamin Lee Smith, einen britischen Abenteurer und seinen Hund Bob, der dem berühmten Ernest Shackleton nicht unähnlich war. Rechtschaffen müden fielen wir in unsere Kojen und schliefen mit den wundervollen Bildern des heutigen Tages vor unserem inneren Auge ein.

Tag 6: Gråhuken und Fuglesången

Gråhuken und Fuglesången
Datum: 04.07.2018
Position: 079°46’N / 014°21’E
Wind: N 1
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +11

Am Morgen befanden wir uns bei schönsten Wetter im Eingangsbereich des Woodfjords. Bei Gråhuken gingen wir an Land. In der kleinen Holzhütte hat 1934/35 Christiane Ritter mit ihrem Mann Hermann Ritter überwintert. Danach schrieb sie das Buch “Eine Frau erlebt die Polarnacht”, ein Muss für jeden Spitzbergen Fan. Die Hütte mutet sehr klein an, vor allem wenn man bedenkt, dass sie hier zu dritt überwintert haben, denn Karl, ein Freund Hermanns war mit von der Partie. Nach der Besichtigung der Hütte brachen die verschiedenen Wandergruppen auf und erkundeten die weitläufige Ebene. Auf den ersten Blick war sie steinig und karg, aber auf den zweiten Blick gedieh eine Vielzahl verschiedener Blumen wie zum Beispiel der Spitzbergenmohn, das Löffelkraut, der Alpensäuerling und der Alpen Steinbrech. Auffällig waren auch die vielen Flechten in unterschiedlichen Farben, von weiß, grün zu schwarz und leuchtend orange. Am Strand fiel das viele Treibholz auf, vorwiegend waren es gesägte Stämme, die mit der Transpolaren Drift von Sibirien nach Spitzbergen getrieben wurden. Aber auch Plastikmüll war massenhaft anzutreffen und auf dem Rückweg zur Landestelle sammelten wir ihn säckeweise ein. Nach dem Mittagessen gab Michelle einen Vortrag über Umberto Nobiles Fahrt mit dem Luftschiff Italia über den Nordpol. Leider stürzte das Luftschiff auf dem Rückweg nach Spitzbergen ab und rief eine der größten internationalen Rettungsaktionen in der Arktis hervor. Da diese Ereignisse 1928 stattfanden jährten sie sich in diesem Jahr zum neunzigsten Mal. Am späten Nachmittag erreichte Plancius die Nordwestlichen Inseln. In Fuglesangen gingen wir in zwei Gruppen an Land. Über den steinigen Strand erreichten wir eine von Moosen bedeckte Blockhalde. Im Gänsemarsch ging es hinter den Guides her zur Kolonie der Krabbentaucher. Die Kolonie war gut an den weißgefärbten Steinen zu erkennen. Außerhalb davon hockten wir uns in die Felsen und verhielten und muchsmäuschen still. Nach anfänglicher Aufregung kehrten die Krabbentaucher bald zu ihren Nestern zurück. Dabei flogen sie zunächst einige Runden über unseren Köpfen und ließen dabei ihr gackerndes Lachen hören. Wenn sich die Vögel auf den Steinen niederließen konnte wir sie gut beobachten. Sie sind die kleinsten aller Alken mit nur 20 cm Körpergröße und circa 150 g Gewicht. Zurück an Bord ging es zum Recap in die Lounge. Dort stellte Beau die Pläne für morgen vor, DJ erklärte wie am nächsten Tag die Schiffrechnung beglichen werden würde, Katja sprach über Christiane Ritter und Adam über Finnwale. Es blieb gerade noch genug Zeit für den Cocktail, den das Hotelteam spendierte, bevor im Restaurant das Abendessen serviert wurde. Für die Polar News und Ikarus Gäste war damit der Tag aber noch längst nicht zu Ende, denn sie trafen sich zu einem Umtrunk in der Bar und lauschten später noch einem Vortrag von Silke über Wale.

Tag 7: Poolepynten und Alkhornet

Poolepynten und Alkhornet
Datum: 05.07.2018
Position: 078°26’N / 011°55’E
Wind: SW 3
Wetter: Nebel
Lufttemperatur: +5

Heute Morgen weckte uns Katjas freundliche Stimme, allerdings war die Wettermeldung nicht gerade vielversprechend. PLANCIUS war umhüllt von Nebel, gut dass wenigstens der Kapitän über Radar verfügt und seinen Weg durch die dichte Nebelsuppe finden konnte. Trotz aller Widrigkeiten versprach uns Beau, dass das Team zumindest versuchen wollte uns in Poolepynten anzulanden, um Walrosse, die größte Robbenart zu beobachten. Und tatsächlich, wir hatten Glück, der Nebel hob sich ein wenig und wir konnten den Strand von Poolepynten erkennen. Allerdings war es unsicher, ob das Wetter halten würde, deshalb wurde entschieden, dass wir eine Zodiac-Ausfahrt machen sollten, um nicht noch am letzten Tag auf dem Speisezettel eines Eisbären zu landen. Welch gute Entscheidung! Es zeigte sich, dass die Walrosse von See aus sogar besser zu beobachten waren als vom Strand. Zwei der großen Walrossbullen tummelten sich im Wasser und wir konnten ihre spielerischen Rangeleien aus nächster Nähe verfolgen. Unsere Guides positionierten die Zodiacs immer wieder so, dass uns auch nicht das Mindeste entging. Dicht an dicht lagen die massigen Tiere mit einem Gewicht bis zu 1,5 kg an Land und gelegentlich gab es auch hier nachbarschaftliche Auseinandersetzungen, wenn es dem ein oder anderen Kollegen etwas zu eng wurde. Wir lernten, dass hier nur Bullen nach ihren Muschelmahlzeiten am Strand liegen, während die Damen sich weiter im Osten aufhalten. Wieder zurück an Bord wurden wir leider an unsere schon bald bevorstehende Abreise erinnert, denn es war Zeit die Bordrechnung zu bezahlen. Ganz vorbei war unsere Expeditionsreise dennoch nicht, denn es stand ja noch eine Anlandung auf Alkhornet auf unserem Programm. Aber häufig kommt es anders als man denkt! Nun hatte uns also der berüchtigte Svalbard-Nebel doch noch erwischt. Als wir bei Alkhornet ankamen, war auch nicht das geringste zu sehen. Leider! – Unser Expeditionsleiter Beau wäre jedoch nicht er selbst, wenn er nicht einen Plan B in der Tasche gehabt hätte. Statt der Landung setzte er ein Schiffs-Cruising vor dem Wahlenbergbreen in Yoldiabukta, einer Bucht im Isfjorden auf den Tagesplan. Je weiter wir in den Isfjord hinein fuhren, desto besser wurde die Sicht. Den Seenebel, der Alkhornet vollständig eingehüllt hatte, hatten wir hinter uns gelassen. Zwischen Kaffee trinken, Aussicht genießen und Koffer packen, mussten auch die Muck Boots wieder zurückgegeben werden, ordentlich gesäubert selbstverständlich. Langeweile konnte also wirklich nicht aufkommen ... Highlights tauchen auf, wenn man sie am wenigsten erwartet! Wir hatten ja schon einige Gletscher gesehen, aber Wahlenbergbreen übertraf fast alles. Majestätisch und wild zerklüftet türmten sich um die 40 Meter hohe Eistürme vor uns auf. Unser Kapitän brachte uns so nah wie nur irgend möglich an den Gletscher heran und der bedeckte Himmel ließ uns die Strukturen und Farben im Eis in voller Pracht erleben. Grandioser lässt sich ein Gletscher wohl kaum erleben. An der einen Außenseite hatten sich hunderte von Dreizehenmöwen versammelt, um sich im nahrungsreichen Wasser direkt vor dem Gletscher, wo sich Süßwasser und Seewasser vermischen, den Bauch zu füllen. Wir konnten uns kaum losreißen von dem grandiosen Anblick und waren die Speicherkarten unserer Kameras bisher noch nicht voll, nach diesem Erlebnis waren sie es bestimmt. Am Abend lud uns unser fantastischer Kapitän Levakov noch auf einen kleinen Umtrunk in die Observation Lounge ein. Hier konnten wir uns noch einmal über all die grandiosen Erlebnisse unserer Reise austauschen und uns von dem tollen Expeditionsteam, der engagierten Crew und den neu gefundenen Freunden verabschieden, bevor die ersten von uns schon um 2.25 Uhr mit dem Flugzeug Richtung Heimat abheben sollten. Vielen Dank für die schöne Reise, für eure Flexibilität und euren Enthusiasmus. Wir würden uns freuen, euch zukünftig wieder an Bord begrüßen zu dürfen – wo auch immer das sein mag! Zurückgelegte Strecke auf unserer Reise: Nautische Meilen: 925 nm Kilometer: 1665 km Im Namen der gesamten Besatzung bedanken wir uns für die gemeinsame Reise und wünschen eine gute Heimreise.

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