Datum: |
03.07.2018 |
Position: |
079°34’N / 020°53’E |
Wind: |
NW 3/4 |
Wetter: |
Klar |
Lufttemperatur: |
+5 |
Heute war eine weiterer Morgen zum „Ausschlafen“, um 7.45 Uhr weckte uns Beaus freundliche Stimme und der Blick aus dem Bullauge ließ uns erwartungsvoll auf einen weiteren Tag mit strahlendem Sonnenschein blicken.
Gut gelaunt gingen wir zum Frühstücksbuffet und hatten kaum unsere Teller mit allen Leckereien beladen, hörten wir schon wieder Beau über die Bordlautsprecher, diesmal mit der Nachricht, dass direkt vor dem Schiff ein Eisbär auf dem Seeeis gesichtet wurde. Kaffeetassen und Teller blieben unangerührt auf den Tischen stehen und wir liefen, um Jacke und Kamera zu holen.
Tatsächlich war in einiger Entfernung ein stattlicher Meister Petz auf dem Eis unterwegs. Unser Kapitän brachte die PLANCIUS soweit es möglich war ins Eis hinein, dann lagen wir still und warteten. Der Eisbär nahm Witterung in unsere Richtung auf, ging ein paar Schritte und setzte sich dann, ganz offensichtlich zum Nachdenken, aufs Eis. Erneut überlegte er, was mit dem merkwürdigen Geruch anzufangen sei. Leider schienen wir ihn nicht weiter zu beeindrucken, denn er erhob sich und trottete ein Stück on die entgegengesetzte Richtung. Zum Glück gibt es Ferngläser, so konnten wir dennoch beobachten wie er sich genüsslich auf dem Eis wälzte und sich den Rücken schubberte. Wir verfolgten seinen Weg und plötzlich waren da noch zwei weitere Eisbären, eine Mutter mit ihrem Jungen. Als er sich ihnen näherte, nahmen Mutter und Kind schelle Reißaus, denn mit einem hungrigen Eisbärenmännchen ist im Zweifelsfall nicht zu spaßen. Der Kleine richtete sich immer wieder auf seine Hinterbeine auf, vielleicht, um zu zeigen, dass er doch so klein eigentlich gar nicht mehr ist ...
Zwischendurch schweifte unser Blick auch über die traumhafte Kulisse. Seeeis, das in der Sonne nur so funkelte, die ockergelben Berge der Palanderbukta (benannt nach einem schwedischen Marineoffizier, der eine Expedition hierher unternommen hatte) und ein riesiger Gletscher vor dem zwei Walrosse auf dem Eis lagen. Und als wäre es nicht genug, tauchte noch eine zweite Eisbärin mit zwei Jungen auf. Sechs Eisbären auf engstem Raum bei traumhaftem Wetter, was machte es da schon, dass sie nicht ganz so nah gekommen waren, wie wir uns das erhofft hatten. Wir hatten sie in ihrer natürlichen Umgebung beobachten dürfen und die Distanz gab uns das Gefühl für die unendliche Weite des Eises in dem sie zu Hause sind.
DJ, unser Hotelchef, hatte das Frühstück freundlicherweise verlängert, so dass wir gut gestärkt nur kurze Zeit später zu einem kleinen Ausflug in die Polarwüste starten konnten. Wir machten eine Anlandung in der Palanderbukta. Der Weg führte uns um einen Strandsee und mehrere Strandwälle, die Zeugen der noch immer voranschreitenden Landhebung sind, auf einen Hügel, von dem man einen herrlichen Blick in einen kleinen Canyon hatte. Hier lag noch ordentlich Schnee und ein Schmelzwasserfluss mäandrierte hindurch. Wir suchten nach Fossilien und staunten über Steinbrech und andere Pflänzchen, die es doch tatsächlich schafften in dieser unwirtlichen Gegend zu überleben. Offensichtlich reicht das wenige Grün sogar aus um Rentiere zu ernähren, denn zumindest zwei zogen in einiger Entfernung friedlich äsend dahin. Fast zurück am Strand kreuzte auch noch ein Polarfuchs unseren Weg. Was für ein erlebnisreicher Vormittag!
Wer nun glaubte einfach ein wenig faulenzen zu können, der täuschte sich. Nach dem Lunch war unsere Borduniversität im Gange und Laurence hielt einen Vortrag über Gletscher, den wir natürlich nicht verpassen wollten. Danach mussten wir uns schon wieder für eine Fahrt mit den Zodiacs warm einpacken. Aber nicht nur das, diesmal galt es auch sich vor Vogelkot zu schützen, denn wir besuchten die zweitgrößte Dickschnabellummen-Kolonie von Spitzbergen. 60.000 Brutpaare sitzen an den Basaltfelsen des Alkefjellet, den Bauch zur Wand und den Rücken dem Betrachter zugewendet, um ihr jeweiliges Ei zu bebrüten.
Wer gerade nicht mit dem Brutgeschäft zu tun hatte schwirrte durch die Luft oder schwamm auf dem Wasser, um nach Fischchen zu tauchen. Es war ein ewiges Kommen und Gehen. Dazwischen Eismöwen, die nach einer geeigneten Mahlzeit Ausschau hielten. Sie fressen schwache Tiere, Eier und Jungvögel gleichermaßen gern und sind daher in der Vogelkolonie keine gern gesehenen Gäste.
In den oberen Etagen waren auch einige nistende Dreizehenmöwen zu sehen, die im Gegensatz zu den Lummen Nester gebaut hatten. Selbst zwei Weißwangengänse hatten sich ins Reich der Dickschnabellummen verirrt.
Zurück an Bord informierte uns Beau über die geplante Anlandung für morgen Vormittag und Adam und Anke erzählten noch ein wenig zu den Lummen und Polarfüchsen.
Aber auch danach war der Tag noch nicht zu Ende, denn nach dem Abendessen hielt Adam noch einen spannenden Geschichtsvortrag über Benjamin Lee Smith, einen britischen Abenteurer und seinen Hund Bob, der dem berühmten Ernest Shackleton nicht unähnlich war.
Rechtschaffen müden fielen wir in unsere Kojen und schliefen mit den wundervollen Bildern des heutigen Tages vor unserem inneren Auge ein.